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"Vorsicht Verschwörung!"

Das primäre Anliegen des Projektes „Vorsicht Verschwörung!“ ist die politische Bildung und Aufklärung sowie die Stärkung demokratischer Prozesse. Dazu werden wir das Material nutzen, dass wir durch Recherche und Feldbeobachtung erheben und auswerten und mithilfe von Expert_innen didaktisch aufarbeiten.
Das Jüdische Forum führt bereits seit 2008 ein tägliches Monitoring rassistischer, antisemitischer, homophober und (seit 2016) auch sexistischer Vorfälle durch und untersucht rechtsextreme und rechtspopulistische Bewegungen anhand einer multimedialen Feldbeobachtung. Für „Vorsicht Verschwörung!“ soll der Fokus des Monitorings und der multimedialen Feldbeobachtungen auf die verschwörungsideologischen Inhalte neu-rechter Bewegungen und Gruppen zugespitzt werden.

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Das gesammelte Material soll auf die Divergenz zwischen bürgerlicher Selbstdarstellung und den kolportierten, rassistischen, antisemitischen, verschwörungsideologischen und antidemokratischen Inhalten hin untersucht werden. Dazu gehen wir der Frage auf den Grund, ob sich bei vielen jener neu-rechten Bewegungen, Verbände oder Gruppen, die sich einen betont bürgerlichen Anstrich gegeben wollen, bei genauerer Betrachtung, Positionen, Symbole und Netzwerke zutage treten, die Ressentiments bedienen und bisweilen sogar rechtsextremes Gedankengut in sich tragen. Entscheidend ist hier, den Zusammenhang zwischen den in bürgerlicher Lesart verfassten Positionierungen und dem teilweise offen zur Schau gestellten Ressentiment zu verdeutlichen. Zudem können durch die Aufnahme von Videomaterial personelle Überscheidungen bis in die rechtsextreme Szene hinein aufgedeckt und nachgewiesen werden. So ist es möglich, die Öffentlichkeit sowohl auf den verschwörungsideologischen Gehalt als auch auf die Nähe zu bzw. Überschneidung mit neonazistischen Kreisen aufmerksam zu machen.

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Die Ergebnisse unserer Recherchen werden wir als pädagogisch-didaktisch aufgearbeitetes Material, mithilfe unseres interreligiösen-interkulturellen Teams, in drei Workshops an Schulen verwenden. Im Rahmen dieser Workshops werden junge Menschen ab der 9. Klasse an die Thematik Neue Rechte und Verschwörungsideologien herangeführt. Dies geschieht, indem sie sich zunächst mit Vorurteilen im Allgemeinen, ihren Erscheinungsformen und Funktionen auseinandersetzen. So wird ein Zugang geschaffen, um die strukturelle bzw. gesellschaftliche Ebene von Stereotypen nachzuvollziehen, es kann also der Unterschied zwischen Vorurteil und Ressentiment aufgezeigt werden. Wir erarbeiten in diesem Teil des Workshops mit den Jugendlichen ein Verständnis für die gesellschaftliche Verfasstheit von Ressentiments. Da ein antisemitisches Verständnis der Welt für die meisten Verschwörungsideologien, zumindest strukturell, eine zentrale Rolle spielt, vermitteln wir den Teilnehmer_innen der Workshops einen Begriff von Antisemitismus. Dies ist insofern wichtig, da die Vorstellung einer verschworenen Minderheit, die als weltregierend agiert und von der wir alle bedroht und unterdrückt werden, die Grundlage des Antisemitismus wie auch beinahe aller Verschwörungsideologien bildet. In diesem theoretischen Teil der Workshops vermitteln wir daher auch, was Verschwörungstheorien sind und warum sie als gefährlich einzustufen sind. Den Hauptfokus legen wir schließlich auf die Vermittlung aktueller Erscheinungsformen neu-rechter Bewegungen und den von ihnen kolportierten verschwörungsideologischen Ressentiments. Die Jugendlichen haben die Möglichkeit, vermittelt durch das Material, das wir ihnen vorstellen, diskursiv einen Zugang zur Thematik zu finden und sich miteinander darüber zu verständigen. Dabei stehen wir ihnen zur Seite, betten ihre Beobachtungen inhaltlich ein und kontextualisieren sie mit der vorher vermittelten Theorie.

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Gerade Heranwachsende befinden sich in einer persönlichen wie politischen Findungsphase und beginnen, sich eine eigene Meinung zu gesellschaftlichen Diskursen zu bilden. Dadurch sind sie einerseits besonders offen für konstruktive Auseinandersetzungen, andererseits jedoch auch für rechtspopulistische Agitation. Das Jüdische Forum sieht es daher als seine Aufgabe, junge Menschen aus diversen sozialen wie gesellschaftlichen Backrounds, mit politischen Diskursen vertraut zu machen und sie gegen Ressentiments zu sensibilisieren. Heterogene Gruppen bedeuten häufig nicht nur diverse soziokulturelle Hintergründe, sondern damit einhergehend in der Regel auch eine Intersektionalität verschiedener Diskriminierungserfahrungen, für die unser Team sensibilisiert ist. Daraus ergibt sich für uns, als interreligiöses-interkulturelles Team, aber auch die Möglichkeit, über direkte Bezüge und persönliche Identifikation, einen Zugang zum Thema zu erzeugen. Genau hier gilt es, für das Jüdische Forum, anzusetzen und die Jugendlichen darüber aufzuklären, welche Funktionen Ressentiments erfüllen und in welcher Form sie sich in neu-rechten Strömungen und Parteien wiederfinden. Das Jüdische Forum hat durch das, ebenfalls im Rahmen der Modellförderung „Demokratie leben!“ realisierte Projekt „Vorurteile abbauen, antisemitische Ressentiments bekämpfen“ bereits Erfahrung in dieser Praxis bzw. mit der politischen Bildung von Jugendlichen.

Zusätzlich zu den drei Workshops, die das Herzstück des Projektes bilden, werden wir zwei Veranstaltungen durchführen, um unsere Ergebnisse vorzustellen, durch Expert_innen zur Diskussion zu stellen und so zu weiterführenden Erkenntnissen zu gelangen und Diskurse anzustoßen.

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Auf Basis unserer Recherchen und Feldbeobachtungen setzen wir uns mit verschiedenen Aspekten neu-rechter Politik auseinander und publizieren unsere Ergebnisse über die Webpräsenz des Jüdischen Forums. Zudem werden wir während des Projektes fortlaufend unsere Rechercheergebnisse über unsere Website veröffentlichen, um eine möglichst breite Öffentlichkeit auf die Thematik aufmerksam zu machen und für Gegenmaßnahmen zu gewinnen.

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